Wärmepumpen

01.02.2024
Andreas Widmer

Bosch investiert 100 Millionen Euro

Im Wärmepumpen-Werk nahe Porto fertigen die Bosch-Mitarbeiter unter anderem Anlagen mit Propan als Kältemittel. Bosch will bis Ende des Jahrzehnts insgesamt eine Milliarde Euro in die Entwicklung und Fertigung von Wärmepumpen investieren. Bosch hat kürzlich zahlreiche Fachjournalisten aus ganz Europa zu einer Präsentation in die Produktionshallen eingeladen.

Aveiro liegt im Norden Portugals, rund eine Fahrstunde südlich von Porto an der Atlantikküste. Wegen drei Kanälen, welche durch den Ort führen, wird Aveiro auch das «Venedig Portugals» genannt. Aveiro ist heute einer der bedeutendsten Industriestandorte Portugals. Unter der Vielzahl hier ansässiger Unternehmungen befinden sich unter anderem Werke von Renault, Portucel Soporcel (Herstellung von Papier) und natürlich Bosch.

 

Grosses Engagement
Das Engagement für Wärmepumpen der Bosch Home Comfort Group ist beachtlich: Eine Milliarde Euro werden bis 2030 in den Ausbau des europäischen Entwicklungs- und Produktionsnetzwerks von Wärmepumpen „Made in Europe“ investiert. Bosch setzt daher seine langfristige Strategie konsequent fort und investiert in den Hochlauf seiner Entwicklungs- und Produktionskapazitäten von Wärmepumpen. So fliessen rund 100 Millionen Euro bis 2026 in den portugiesischen Standort Aveiro. Geplant sind neue Labore, zwei Fertigungsgebäude und zusätzliche Wärmepumpen-Produktionslinien. Aveiro ist neben Eibelshausen in Deutschland und Tranås in Schweden, ein wichtiger Standort des europäischen Entwicklungs- und Produktionsnetzwerks für Wärmepumpen. Zudem hat der Konzern verlauten lassen, weitere 225 Millionen Euro in den Aufbau einer Fertigungsstätte für Wärmepumpen in Polen zu investieren. Bosch strebt eine führende Position im internationalen Wärmepumpenmarkt an und deshalb wird Schritt für Schritt das Engagement erhöht.

 

Modernste Fertigung und Infrastruktur
Die geladenen Journalisten wurden am Tag der Vorstellung mit einem Car zum modernen Werk im Industriegebiet etwas ausserhalb der Stadt gefahren. Die neue Produktionslinie für Wärmepumpen bedeutet eine Gesamtinvestition von 12 Millionen Euro und die Schaffung von etwa 300 Arbeitsplätzen. „Dies ist eine hervorragende Nachricht für unsere Produktionsstätte in Aveiro sowie für die Region und die Wirtschaft des Landes. Wir sprechen von mehr Produktionskapazitäten, mehr Arbeitsplätzen und vor allem davon, dass Bosch Aveiro in der Zukunft bei Heizungslösungen und Thermotechnik eine wichtigere Rolle spielen wird“, so Jónio Reis, Geschäftsführer von Bosch Aveiro während der Begrüssungsrede.

 

Die Wärmepumpen-Produktion
Die Böden der hellen Fertigungshallen sind beispielhaft sauber, die Fertigungsstrassen von neuster technischer Generation und die Arbeitsabläufe bestens organisiert. Echt beeindruckend darf man hier gerne sagen. Der Konzern vertreibt die neuen Wärmepumpen derzeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Er plant, den Vertrieb auf weitere europäische Märkte auszuweiten. Die neuen Produkte arbeiten mit Propan als Kältemittel und integrierten Schalldämpfern. Der Hersteller bietet auch einen Stromzähler/Sensor an, der es ermöglicht, die Wärmepumpen mit jeder bestehenden Photovoltaik-Anlage und Batteriespeicherlösung im Haus zu kombinieren. Ziel sind 150 000 Einheiten pro Jahr mit der Aussicht, dass diese Zahl mittelfristig auf 400 000 steigen wird.

Rund 100 Millionen Euro fliessen bis 2026 in den portugiesischen Standort Aveiro (Bilder: zVg)

Rund 100 Millionen Euro fliessen bis 2026 in den portugiesischen Standort Aveiro (Bilder: zVg)

Die Fertigungsstrassen im Werk Aveiro sind von neuster technischer Generation und die Arbeitsabläufe hervorragend organisiert

Die Fertigungsstrassen im Werk Aveiro sind von neuster technischer Generation und die Arbeitsabläufe hervorragend organisiert

Die neuen Wärmepumpen von Bosch sind in sogenannter Monoblock-Baumweise, der Kältekreis dadurch komplett geschlossen

Die neuen Wärmepumpen von Bosch sind in sogenannter Monoblock-Baumweise, der Kältekreis dadurch komplett geschlossen

Leise und effiziente neue WP-Generation
Bosch fertigt in Aveiro die Ausseneinheiten und wandhängenden Inneneinheiten für die neue, besonders leise Wärmepumpengeneration an. Die Serie besteht aus den Wärmepumpen „Compress 5800i AW“ und „Compress 6800i AW“, die beide Propan (R290) als Kältemittel verwenden. Diese neue Linie kann ergänzend mit dem Energiemanager von Bosch geliefert werden. Der Energiemanager ermöglicht zusammen mit der Wärmepumpe und dem Bosch Power Meter 7000i eine flexible Anwendung des Energiemanagements mit allen bestehenden Photovoltaik-Anlagen und Batteriespeicherlösung im Haus.

 
Die Wärmepumpe „Compress 5800i AW“ ist in fünf Ausführungen mit einer Nennleistung von 3,9 bis zu 7 Kilowatt erhältlich und hat eine maximale Vorlauftemperatur von 60 Grad Celsius. Sie verfügt ausserdem über einen integrierten 180-Liter-Brauchwasserspeicher und einen 16-Liter-Pufferspeicher.

 

Die Wärmepumpe „Compress 6800i AW“ wird ebenfalls in fünf Ausführungen mit einer Nennleistung von 3,9 bis 6,7 Kilowatt und einer maximalen Vorlauftemperatur von 75 Grad Celsius angeboten. Sie verfügt über zwei Heizkreise und ein integriertes 70-Liter-Pufferspeicherkonzept mit einer Höhe von 1,20 Meter, das sich nach Angaben des Unternehmens ideal für Sanierungen und Neubauten eignet.

 

Hoher Kundennutzen als Wettbewerbsvorteil
Die neuen Wärmepumpen wurde in einem «User Experience-Ansatz» gemeinsam mit dem Fachhandwerk entwickelt. Die Entwicklungsschwerpunkte lagen auf Design, Funktionalität und Schalloptimierung. Die Wärmepumpe lässt sich aufgrund des horizontalen Formats flexibel aufstellen und dadurch zum Beispiel optisch ansprechend in einen Garten integrieren. Einfache Installation, geringe Masse sowie ein natürliches Kältemittel sind Pluspunkte der neuen Generation.

Die neuen Maschinen sind in sogenannter Monoblock-Bauweise, der Kältekreis dadurch komplett geschlossen. Das bedeutet, dass der Heizungsinstallateur für die Installation keine «Fachbewilligung für Kältemittel» benötigt. Im Gegensatz zu Wärmepumpen in Split-Bauweise, wo Arbeiten an der Kältemittelleitung erforderlich sind. Jede Wärmepumpe wird im Werk mit Helium auf Dichtigkeit geprüft, bevor sie zum Versand freigegeben wird. Die Verwendung von Helium gehört zu den empfindlichsten Prüfverfahren und detektiert bereits kleinste Leckagen. Das Prüfgas Helium ist ein gefahrlos einsetzbares Inertgas, das wiedergewonnen und weiterverwendet werden kann. Es ist als Edelgas nicht chemisch reaktionsfähig. In der atmosphärischen Luft kommt es nur zu 5 ppm vor und ermöglicht deswegen den Nachweis kleinster Leckagen. Es ist leichter als Luft und stellt damit kein gesundheitliches Risiko dar.

 

Propan als Kältemittel
Als besonders umweltfreundlich gilt das verwendete „grüne“ Kältemittel R290 (Propan) mit einem besonders niedrigen GWP-Wert von 3 (Global Warming Potential). Zum Vergleich: Das weit verbreitete Kältemittel R410A hat einen GWP-Wert von über 2000. Darum setzen auch immer mehr Wärmepumpen-Hersteller auf einen Propan-Kältekreislauf in ihren Neuentwicklungen. Mit Propan ist eine Vorlauftemperatur von 70?°C einfach zu realisieren, sodass diese Wärmepumpen sich auch zum Einsatz im Altbau eignen und damit ein grosses Marktpotenzial mit ökologisch unbedenklichen Betriebsmitteln erschliessen. Mit Sicht auf die «F-Gase-Verordnung» der EU ist es sehr empfehlenswert, auch bei der Konstruktion von Wärmepumpen auf natürliche Kältemittel zu setzen.

 
Beispielsweise der Bundesverband Wärmepumpen BWP kritisiert das Sicherheitsrisiko von Propan, da es sich relativ leicht entzünden könnte. Propan ist brennbar und daher natürlich potenziell nicht unbedenklich. Nur reden wir von kleinen Mengen, mit welchen Wärmepumpen befüllt sind. Für eine Wärmeleistung von 10 kW werden ca. 0.9 bis 1.2 Kilogramm Propan benötigt. Für jeden handelsüblichen Kühlschrank wird seit rund 30 Jahren das Kältemittel Isobutan (R600a) verwendet. Ein ebenfalls leicht brennbarer Kohlenwasserstoff wie Propan und ca. 80 bis 100 Gramm pro Gerät. Auch da haben die Hersteller sichergestellt, dass eine Entzündung des Gases praktisch nicht eintreten kann.

 

Akustische Optimierung von Wärmepumpen
Bei Wärmepumpen sind Schallemissionen ein stetiges Thema. Geräusche in Anlagen, welche hauptsächlich durch die rotierenden Bauteile entsteht, kann durch den Nutzer oder Nachbarn als störend empfunden werden. Besonders in Ballungsräumen ist es zunehmend schwieriger, die bestehenden Vorschriften und Verordnungen zum Schallschutz einzuhalten.

Gemäss einer Studie der Universität Aachen bezüglich der A-bewerteten Schallemission stellen der Verdampfer-Ventilator und der Verdichter einer Luft-Wasser-Wärmepumpe die Hauptlärmquellen dar. Rund 90% des in der Nachbarschaft wahrnehmbaren Geräusche von Wärmepumpen durch den Verdampfer-Ventilator verursacht. Darüber hinaus haben der Verdichter, das Expansionsventil und die Reifbildung/Abtauung einen signifikanten Einfluss auf das Anlagengeräusch. Bei Axialventilatoren ist die massgebliche Ursache der Schallemission das Strömungsrauschen, welches sich aus Schaufeldrehklang und Wirbelgeräusch zusammensetzt. Die Drehzahl des Ventilators hat einen hohen Einfluss auf die Schallemissionen. Der Verdichter emittiert Lärm durch Körperschall und die Abstrahlung von tieffrequentem Luftschall. In Luft-Wasser-Wärmepumpen werden häufig Scroll-Verdichter verwendet. Bei Scroll-Verdichtern verursachen die ineinandergreifenden Spiralen Schleifgeräusche.

 

Es gibt noch eine Vielzahl von möglichen Geräuschbildungen, welche nicht auf die Konstruktion einer Wärmepumpe zurückgehen. In der modernen, auf dem technisch neusten Stand eingerichtete Schallkammer in Aveiro können mögliche Geräuschbildungen bereits in der Prüfphase erfasst und durch bauliche Massnahmen eliminiert werden. Die äusserst geräuscharmen neuen Wärmepumpen von Bosch sind der hörbare Beweis.

 
Für die besonders leise Betriebsweise der neuen Ausseneinheit sorgen unter anderem der integrierte Schalldiffusor und der doppelt vibrationsentkoppelte Kältekreis in einer schallgedämpften Kältekreisbox.

 

In der Schweiz sind die Wärmepumpen von Bosch bei der Bosch Thermotechnik AG (Buderus Schweiz) erhältlich. Die Produktebezeichnungen lauten WLW MB AR für die Ausseneinheit. Sowie Logatherm WLW186i AR (Inneneinheit bodenstehend) und Logatherm WLW176i AR (Inneneinheit wandhängend).


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