Gebäudetechnik

Visualisierung: grosszügiges Atrium im Zentrum des Gebäudes und an dessen Ende die elegante Wendeltreppe. (Bilder: Andre Roth/Zürich, ©Itten+Brechbühl AG)

12.04.2024
Mathias Küng / PW

Bosch-Holzbau: CO2-neutral im Betrieb

Das vierstöckige neue Verwaltungsgebäude der bekannten Firma Bosch in Zuchwil zeichnet sich durch seine CO2-Neutralität im Betrieb aus. Das Gebäude mit seinem grosszügigen Atrium ist in einem Jahr bezugsbereit und bietet dann rund 400 Arbeitsplätze. Wir konnten uns bei einem Rundgang durch den Rohbau schon einmal ein Bild davon machen.

Die Mitarbeitenden der Firma Bosch in Zuchwil vor den Toren der Stadt Solothurn ziehen bald in ein neues Verwaltungsgebäude in unmittelbarer Nähe um. Für den seit März 2022 in Bau befindlichen Neubau konnte eben erst Aufrichte gefeiert werden. Bis Ende 2024 wird der Bau fertig, im Frühling darauf können die Mitarbeitenden einziehen.

Architektin Carolin Schaal vor dem künftigen Bosch Hauptsitz Schweiz in Zuchwil SO. Im Hintergrund die erste Jurakette. (Bilder: Andre Roth/Zürich, ©Itten+Brechbühl AG)

Architektin Carolin Schaal vor dem künftigen Bosch Hauptsitz Schweiz in Zuchwil SO. Im Hintergrund die erste Jurakette. (Bilder: Andre Roth/Zürich, ©Itten+Brechbühl AG)

Visualisierung des neuen Verwaltungsgebäudes, Bezug im Frühjahr 2025. (Bilder: Andre Roth/Zürich, ©Itten+Brechbühl AG)

Visualisierung des neuen Verwaltungsgebäudes, Bezug im Frühjahr 2025. (Bilder: Andre Roth/Zürich, ©Itten+Brechbühl AG)

Bürofläche im Rohbau. (Bilder: Andre Roth/Zürich, ©Itten+Brechbühl AG)

Bürofläche im Rohbau. (Bilder: Andre Roth/Zürich, ©Itten+Brechbühl AG)

Im Rohbau: Architektin Carolin Schaal vor dem Atrium mit eindrücklicher Wendeltreppe über vier Stockwerke. (Bilder: Andre Roth/Zürich, ©Itten+Brechbühl AG)

Im Rohbau: Architektin Carolin Schaal vor dem Atrium mit eindrücklicher Wendeltreppe über vier Stockwerke. (Bilder: Andre Roth/Zürich, ©Itten+Brechbühl AG)

Im Rohbau: Atrium mit eindrücklicher Wendeltreppe über vier Stockwerke. (Bilder: Andre Roth/Zürich, ©Itten+Brechbühl AG)

Im Rohbau: Atrium mit eindrücklicher Wendeltreppe über vier Stockwerke. (Bilder: Andre Roth/Zürich, ©Itten+Brechbühl AG)

Visualisierung: grosszügiges Atrium im Zentrum des Gebäudes und an dessen Ende die elegante Wendeltreppe. (Bilder: Andre Roth/Zürich, ©Itten+Brechbühl AG)

Visualisierung: grosszügiges Atrium im Zentrum des Gebäudes und an dessen Ende die elegante Wendeltreppe. (Bilder: Andre Roth/Zürich, ©Itten+Brechbühl AG)

Das Besondere an diesem vierstöckigen Gebäude ist seine Holzkonstruktion – und es wird CO2-neutral im Betrieb. Das Projekt zählt mit einer Bausumme von 45 Millionen Franken zu den grösseren Investitionen der letzten Jahre von Bosch in der Schweiz. Das Gebäude wird sowohl als Hauptsitz für Bosch Schweiz als auch für den Hauptsitz des weltweit tätigen Produktbereichs Bosch Power Tools Accessories, Scintilla AG, dienen.

 

«Langjährige Partnerschaft mit Zuchwil»

Gemeinsam beschäftigen die Unternehmen in Zuchwil rund 400 Mitarbeitende. Diese werden ins neue Verwaltungsgebäude umziehen. Ute Lepple, Bosch-Repräsentantin und Direktorin der Scintilla AG, sagt dazu: «Uns verbindet eine langjährige Partnerschaft mit Zuchwil, darum investieren wir langfristig in die Zukunft des Standorts und in die Entwicklung unserer Geschäfte. Wir wollen unseren Mitarbei-tenden ein attraktives und nachhaltiges Umfeld bieten. Genau das ermöglicht uns der geplante Neubau.“

 

10'700 m2 Bürofläche und eine Tiefgarage

Auf dem 14 900 m² grossen Grundstück entstehen eine Bürofläche von 10 700 Quadratmetern mit einer Höhe von 18,5 Metern sowie eine Tiefgarage. Die Bürofläche ist auf eine Anwesenheit der Belegschaft von ca. 70 Prozent ausgelegt, erklärt die Medienverantwortliche von Bosch, Sonja Blöchlinger, anlässlich eines Rundgangs durch das Gebäude. Das reiche, da mit dem Arbeitsmodell «Smart Work» auch nach der Pandemiezeit mobiles Arbeiten für die Mitarbeitenden möglich ist.

Für die Mitarbeitenden stehen 180 Autoparkplätze, Auto- und Bike-Ladestationen sowie gesicherte und gedeckte Abstellplätze für Velos zur Verfügung. Ziel der Gestaltung des Gebäudes sei es, «das soziale Umfeld einzubinden und einen fliessenden Übergang zwischen der Wohnzone im Osten, dem Industriebau im Westen und Riverside zu schaffen», betont Blöchlinger. Dies unterstütze eine Durchgängigkeit durchs Gelände ohne Werkszaun. Eine Ausstellungsfläche im Erdgeschoss sowie das Personalrestaurant im Nebengebäude werden öffentlich für die Bevölkerung zugänglich sein.

 

In der Bauphase durch hohen Metallzaun abgeriegelt

In der Bauphase ist allerdings das gesamte Baugelände aus generellen Sicherheitsgründen durch einen hohen Metallzaun abgeriegelt. Wer aufs Gelände will, muss sogar durch eine Sicherheitsschleuse gehen.

Der ganze Betrieb des Gebäudes ist CO2-neutral, bekräftigt auch die Architektin Carolin Schaal bei einem Rundgang durch den Rohbau, während rundherum gearbeitet wird. Schaal ist für das Architekturbüro und Generalplanungsunternehmen Itten+Brechbühl AG in Bern tätig.  ?? Dieses ist mit sieben Standorten in der Schweiz tätig. Das Architekturbüro ist verantwortlich für alle Phasen vom Entwurf bis zum Innenausbau. «Diese Basis nutzten wir als Chance, unsere Arbeitsmethodik über alle Phasen auf eine komplett digitale Planung umzustellen», sagt Carolin Schaal.

 

Schon beim Bauen wird CO2 gespart

Dass der Bau aus Holz erstellt wird, sei für Bosch eine Innovation, sagt die Architektin weiter. Dabei ist es selbstverständlich, dass die Statik und der Brandschutz die hohen Anforderungen der Bosch-Standards erfüllen.

Beim Rundgang beeindruckt einen schon im Erdgeschoss das sehr grosszügige offene Atrium im Zentrum des Gebäudes und an dessen Ende die elegante Wendeltreppe bis hinauf zum vierten Stock. Brandschutzmässig sei dies eine besondere Herausforderung gewesen, sagt Carolin Schaal. Hier kam der Bauherrin sehr entgegen, dass alles von Anfang an in 3D geplant wurde: «So konnten wir die Wärmeversorgung sowie den Lüftungs- und Brandschutz mit unseren 3D-Modellen konkret aufzeigen und die Behörden überzeugen, dass es funktioniert», so Schaal. Immerhin ist das neue Verwaltungsgebäude in seiner Art das bisher grösste Holzgebäude im Kanton Solothurn.

Auch die Wendeltreppe hat es in sich. Sie wurde im Werk an einem Stück gebaut, dann wegen ihrer enormen Grösse in 17 Einzelteile zersägt und im Gebäude wieder zusammen- und eingesetzt.

 

Allein der Holzbau speichert 2000 Tonnen CO2

Übrigens arbeitet man hier in Zuchwil schon beim Erstellen des Gebäudes CO2-reduziert. So werden emissionsarme Materialien nach Minergie Eco verwendet. Das ganze Tragwerk wird ab Erdgeschoss als konstruktiver Holzbau mit einer CO2-Speicherung von ca. 2000 t CO2 erstellt.

Die gewählten Materialen Beton, Holz und Metall werden aus Gründen der Nachhaltigkeit in ihrer natürlichen «rohen» Erscheinung belassen. Grundsätzlich setzt man auf Fichtenholz, wechselte dann aber teilweise auf Bau-Buche, so Schaal, «um mit den statischen Kräften gut umgehen zu können. Das zertifizierte Holz kommt zwar nicht aus der Schweiz, aber es ist europäisch.» Die Aluminiumfassade zieht sich als präzise Verkleidung über das Innenleben des Gebäudes, wie Schaal weiter erklärt.

 

Gebäudetechnik

Für die Fenster wird eine motorisierte Hybridlüftung mit Nutzung der Nachtauskühlung (dafür können die Fenster geöffnet werden) eingesetzt. Auf dem Dach sind Photovoltaikanlagen geplant. Die eigene Energieversorgung reiche jederzeit, um Peaks abzudecken, sagt Schaal auf Nachfrage.

 

Grundwasser-Wärmepumpe für Heizung und Kühlung

Die Heizung und die Kühlung über Heiz- und Kühlsegel werden durch eine Grundwasser-Wärmepumpe sichergestellt. Nahe der Aare reicht der Grundwasserspiegel fast bis an die Oberfläche. Das genutzte Grundwasser darf nachher mit behördlicher Genehmigung in die Aare eingeleitet werden. «Allerdings müssen wir bezüglich Temperatur des einzuleitenden Wassers ein Limit einhalten, und das können wir auch», sagt Schaal beim Rundgang weiter.

 

Hitzeschutz und Hybridlüftung

Gegen die Überhitzung im Gebäude wirken einerseits aussenliegende, verstellbare Lamellenstoren gegen zu starke direkte Sonneneinstrahlung. Zu hohe Temperaturen im Gebäude werden andererseits verhindert durch die ausgeklügelte Hybridlüftung mit Nutzung der Nachtauskühlung durch motorisierte Fensteröffnung sowie durch die Wärmeabfuhr über die Kühlsegel. Die zugehörigen Leitungen werden an den Decken aufgehängt. Insgesamt werden vom ersten bis zum dritten Obergeschoss im Gebäude 156 motorisierte Fensterflügel eingesetzt. Durch den Einsatz der motorisierten Fensterlüftungen kommt es laut Carolin Schaals Berechnungen über die Nachstunden zu einer effektiven Auskühlung der Büroräume. Eine Simulation zeigt, dass das hybride Lüftungskonzept mit der richtigen Regelung gut funktioniert.

Die motorisierten Fensterflügel mit der Nachtauskühlung haben einen sehr positiven Einfluss auf die Behaglichkeit in den Grossraumbüros, verspricht das Architekturbüro. Die definierte Anzahl der motorisierten Fenster reiche für die natürliche Belüftung im Tagbetrieb und für eine effektive Nachtauskühlung. So konnte die Kühlleistung in den Grossraumbüros um rund 25 Prozent reduziert werden, was die Investitionskosten und den Energiebedarf während dem Betrieb senkt.

 

Gebäude-Umgebung wird soweit möglich entsiegelt

Die Umgebung des Gebäudes wird soweit möglich entsiegelt, damit die Flächen bei Starkregenfall das Wasser aufnehmen können und es nicht die Kanalisation belastet. Auch das Dach wird als Retentionsfläche genutzt und begrünt. Das funktioniert so: Zunächst wird das Niederschlags-wasser von der Vegetationstragschicht aufgefangen und darin gespeichert. Sobald jedoch dort die Speicherkapazität ausgeschöpft ist, fliesst das weitere Niederschlagswasser – geregelt durch eine statische Drosselung bei den Dachwasser-abläufen – in die spezielle Retentionsschicht und wird dort in Retentionselementen zwischengespeichert. Auf dem Dach und in der Umgebung werden einheimische Pflanzen verwendet, um die Biodiversität im Gebiet zu fördern. 


Das neue Bosch-Verwaltungsgebäude in Zuchwil

Bauherrschaft: Scintilla AG, Zuchwil

Architekturbüro: Itten+Brechbühl AG

Investition: rund 45 Millionen Franken

Grundstückfläche: 14 900 m2

Geschossfläche: 15 950 m2, davon Bürofläche: 10 700 m2

Bauvolumen: 67 944 m3, Höhe 18,5 Meter, vierstöckig, Tiefgarage, Holzkonstruktion und CO2-neutraler Betrieb

Wärmepumpen/Kältemaschinen: BMS Powermodule, 3 Stück à je 154 kW Wärme- und 130 kW Kälte-Leistung, Abwärme direkt nutzbar, maximale Wasserentzugsleistung Grundwasser 2000 l/min.

Lüftung: 5 Anlagen mit total 30 900 m3/h, Unterstützung des hybriden Lüftungssystems

Bauzeit: bis Ende 2024

 

Animation: Flug um und durch das Gebäude (Video 4 Minuten)


2200 Mitarbeitende in der Schweiz

Bereits ab 1904 wurden erste Bosch-Produkte in der Schweiz vertrieben. Die Gründung der ersten Bosch-Gesellschaft Robert Bosch AG folgte 1920. Heute ist die Bosch-Gruppe in der Schweiz mit sieben Gesellschaften vertreten: Robert Bosch AG, Scintilla AG, Bosch Rexroth Schweiz AG, Bosch Thermotechnik AG, sia Abrasives Industries AG, BSH Hausgeräte AG und Elpro-Buchs AG. Seit 2007 ist der Firmensitz der Robert Bosch AG, Hauptsitz Bosch Schweiz, in Zuchwil angesiedelt.Im Jahr 2022 erwirtschaftete Bosch in der Schweiz mit rund 2200 Mitarbeitenden einen Umsatz von 815 Millionen Schweizer Franken. Die Bosch-Gruppe ist ein international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit weltweit rund 427 600 Mitarbeitenden (vorläufige gerundete Zahlen per Ende 2023). Sie erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 91,6 (Vorjahr 88,2) Milliarden Euro. Mit ihren weltweit mehr als 400 Standorten ist die Bosch-Gruppe seit Frühjahr 2020 CO2-neutral. Basis für künftiges Wachstum ist die Innovationskraft des Unternehmens. Bosch beschäftigt weltweit rund 90 000 Mitarbeitende in Forschung und Entwicklung an 136 Standorten, davon etwa 48 000 Software-Entwicklerinnen und -Entwickler.

 

bosch.ch


 


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