

Solarfassaden liefern auch im Winter zuverlässig Strom.
David Eppenberger / PW
Mit XXL-Batterie Lastspitzen brechen
Auf Gemüsebaubetrieben ist der Eigenverbrauchsanteil des eigenen Solarstroms oft hoch. Viele machen sich auch deshalb Gedanken über einen Speicher. Gemüsegärtner Peter Kistler speichert in seinen Batterien künftig über 2500 Kilowattstunden Solarstrom.
Wer auf der A3 zwischen Zürich und Chur unterwegs ist, kennt die 400 Quadratmeter grosse Solar-Fassade in Reichenburg SZ. Das Plakat «Kistler Gemüsebau AG» ein paar Meter weiter klärt auf, zu wem die Solaranlage gehört. Angefangen hat es bei Gemüsegärtner Peter Kistler vor 13 Jahren mit dem Bau einer ersten Solaranlage mit einer damals noch hohen kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV), die er bis heute bezieht. Schnell erkannte er das Potenzial der Solarenergie für seinen Betrieb und baute die Flächen kontinuierlich aus. Heute kommt er auf eine Leistung von 1000 kWp. Die rekordhohen Strompreise vor drei Jahren befeuerten das Ganze zusätzlich. Sie waren für Peter Kistler ein Schock. Deshalb war für ihn klar: Der Betrieb muss die Energieversorgung in die eigenen Hände nehmen. Sein Schlüssel dazu ist die Solarenergie. Am Ende steht die Vision der energieautarken Gemüsegärtnerei. Das Projekt dazu mit zehn Hektaren Gewächshausfläche hat von den Behörden bereits grünes Licht erhalten. Jetzt stehen dem Baustart noch ein paar Einwände von Verbänden im Weg. Die Vision gedeiht inzwischen weiter: Im Herbst 2025 installierte Peter Kistler eine Batterie, die 470 Kilowattstunden Solarstrom speichern kann.
Über Internet in China fündig geworden
Peter Kistler suchte auf Google eine möglichst günstige Batterie und stiess dabei auf den Anbieter «Renepoly» aus China. Dieser war bereit, die industrielle Lithium-Eisenphosphat-Batterie für rund 85'000 Dollar direkt auf den Betrieb in der Schweiz zu liefern. Der Preis ist im Vergleich zu sonst angebotenen Batterien mit Kosten von rund 150 Franken pro Kilowattstunde Speicher tief. Die Bedingung des Herstellers war aber: Hundert Prozent Vorausbezahlung. «Das Risiko für einen solchen Internetkauf bei einer mir unbekannten Firma war mir zuerst zu gross», sagt Kistler. Zwei Monate später meldete sich die Firma und schlug ein Treffen in Reichenburg vor. Dort konnten die Chinesen den Schweizer Gemüsegärtner schliesslich überzeugen. Dieser schmunzelt: «Jede von mir nachgefragte verlangte Anforderung der Batterie nickten sie ab.» Im letzten Herbst kam die drei Tonnen schwere Batterie per Camion aus Rotterdam an. Die Installation im bereits vorhandenen geschlossenen Raum sei einfach gewesen, denn die Batterie musste nur an die Hauptleitung angeschlossen und mit Zählern ausgerüstet werden. Die Speicherkapazität beträgt 470 kWh. Nach den ersten Betriebs-Monaten ist Kistler begeistert von der Batterie aus China: «Sie funktioniert einwandfrei.»
Batterie bricht Spitzenlasten
Peter Kistler hat seit drei Jahren keinen Vertrag mehr mit einem Elektrizitätsversorger, sondern ist direkt an die Strombörse angeschlossen. Die Leitungskapazität beträgt 175 Kilowatt, abgerechnet wird im 15 Minuten Takt zu effektiven Börsenpreisen. Die Preisschwankungen bewegten sich jeden Tag ähnlich, erklärt Kistler. Entsprechend lasse sich die Batterie programmieren. Beim Peak am Morgen zwischen 6 und 9 Uhr mit hohen Börsenpreisen kommt der Strom bei ihm aus der Batterie mit dem selbst produzierten gespeicherten Solarstrom. Um die Mittagszeit droht zudem eine zu hohe Netzspannung, welche eine Reduktion der Leistung der Wechselrichter auslöst. «Um das zu verhindern, fliesst der überschüssige Strom dann in die Batterie.» Zudem nutzt er die Batterie, um die Lastspitzen beim externen Strombezug zu brechen. «Sobald dieser 100 Kilowatt übersteigt, kommt der Strom aus der Batterie und bricht so die teuren Spitzenlasten», erklärt er. So sei die Batterie auf dem Betrieb schnell amortisiert.
Im Sommer kommt nun die nächste Fracht aus China in Reichenburg an, mit einer weiteren Batterie und einer Kapazität von zusätzlichen 2100 kWh. Peter Kistler ist zufrieden: «Mit mehr Speicherkapazität kann ich das Ganze perfektionieren». Er kommt so seinem Ziel der vollständigen Energieunabhängigkeit für seine Gärtnerei einen weiteren Schritt näher.
Batteriespeicher: Etwas für mein Unternehmen?
Batterien für die Speicherung von Solarstrom werden immer günstiger. Die Preise liegen zurzeit bei etwa 200 bis 400 Franken pro kWh Kapazität. Neue Technologien wie beispielsweise Natrium-Ionen-Akkus dürften zu einer weiteren Preisreduktion führen.
Welche Batterie-Technologie?
Für stationäre Anwendungen stehen meistens Batterien auf Basis von Lithium-Eisenphosphat (LiFePO4) im Einsatz. Sie haben eine hohe Lebensdauer und können viele Ladezyklen durchlaufen. Die Brandgefahr ist deutlich geringer als bei Batterien mit Lithium-Nickel-Mangan-Kobalt-Oxid, die in Autos verwendet werden.
Wie gross soll die Batterie sein?
Ein Lastprofil über 12 Monate zeigt auf, wo und wann auf dem Betrieb Verbrauchsspitzen auftreten. Beispielsweise in Kühlräumen in Sommermonaten, bei Wärmepumpen für die Heizung im Gewächshaus oder bei Waschanlagen. Eine Batterie kann zudem teure Spitzenbezugs-Leistungen aus dem Netz bei Abrechnung mit Leistungsmessung reduzieren. Betriebe mit hohen Lastspitzen benötigen Systeme mit hoher Leistung. Für die Eigenverbrauchsoptimierung ist hingegen die Speicherkapazität entscheidend.
Gibt es Förderbeiträge für Batteriespeicher?
Einzelne Gemeinden oder kantonale Institutionen unterstützen Investitionen in Batteriespeicher. Die Aargauischen Landwirtschaftliche Kreditkasse ALK beispielsweise bezahlt 200 Franken pro kWh für die Einrichtung eines Speichers mit nachhaltiger Energie für die Eigenversorgung. Kantonal unterschiedlich ist die Steuerpraxis beim Abzug des Stromspeichers. Oft ist das nur möglich, wenn er gleichzeitig mit der Photovoltaikanlage installiert wird.
Wer plant die Anlage?
Die Planung gehört in die Hände von Solarfachleuten. Sie dimensionieren die Anlage richtig und sorgen dafür, dass rechtlich und installationstechnisch alles einwandfrei abläuft.
Was bringt mir die Batterie in Zukunft?
Notstromfähige Stromspeicher sichern bei Netzausfall vorübergehend die Energieversorgung im Betrieb. Batterien können im Auftrag von Swissgrid Regelenergie anbieten und so neben der Eigenverbrauchsoptimierung auch netzdienliche Funktionen übernehmen. Künftig an sonnigen Tagen zu erwartende Abregelungen der Wechselrichter - um die Überlastung des Netzes zu verhindern, können mit der Batterie teilweise verhindert werden.